Baubetriebliche Aufgaben bei der Realisierung von Baumaßnahmen

von Dipl.-Ing. (FH) Christian Geiger, Dipl.-Ing. Christoph Surmann, M.Eng. Maren Janßen, MCE CONSULT AG

Auszug:

Eklatante Fälle von gestörten Bauprojekten sind aus der medialen Berichterstattung allgemein bekannt. Die Entwicklungen in diesen „Problemprojekten“ sind jedoch nicht die Ausnahme, sondern regelmäßig Teil der Baustellenrealität. Nicht nur für Außenstehende, sondern selbst für die Projektbeteiligten sind die Ursachen von Bauablaufstörungen und insbesondere die Dimension der hieraus resultierenden terminlichen sowie wirtschaftlichen Abweichungen gegenüber der ursprünglichen Planung häufig schwer nachzuvollziehen.

Dies ist zum einen darauf zurückzuführen, dass in gestörten Bauabläufen zumeist mehrere Störungen eintreten, die sich gegenseitig überlagern und zu weiteren Störungen führen können. Welche Störung letztlich welche Veränderungen herbeigeführt hat, ist auf den ersten Blick nicht zu differenzieren. Zum anderen sind auch die Auswirkungen der Störungen vielschichtig. Häufig betrifft eine Störung, aufgrund der zahlreichen Verknüpfungen zwischen den Planungs- und Bauleistungen, mehrere Leistungen, Gewerke, Bauteile usw. und hat demnach unwillkürlich in gleich mehrfacher Hinsicht technische, terminliche, wirtschaftliche sowie bauvertragliche Konsequenzen. Hinzu kommen die jeweiligen Interessenlagen der einzelnen Beteiligten, welche eine einheitliche Sichtweise auf die eingetretenen Veränderungen zusätzlich erschweren. Der Eintritt mehrerer (sich zum Teil überlagernder und gegenseitig beeinflussender) Störungen, die vielschichtige Auswirkungen auf einen ohnehin schon komplexen Bauablauf haben, führt somit zu multikomplex gestörten Bauabläufen.

Die Aufgabe der baubetrieblichen Bearbeitung von Bauprojekten besteht darin, diese multikomplex gestörten Bauabläufe zu analysieren. Hierzu sind die Ursachen von Veränderungen im Bauablauf bzw. im Baubetrieb festzustellen und die Auswirkungen dieser Veränderungen nachvollziehbar darzulegen. Der Begriff des Baubetriebswesens umfasst dabei den gesamten Bauprozess mit seinen technischen, terminlichen, wirtschaftlichen und bauvertraglichen Zusammenhängen. Dieser Artikel beschreibt eine sinnvolle Vorgehensweise bei baubetrieblichen Betrachtungen und geht dabei insbesondere auf die hierzu erforderlichen Grundlagen ein. Einleitend soll zudem aufgezeigt werden, dass die mit der Abwicklung von Bauprojekten grundlegend verbundene Komplexität bereits den Ursprung von Veränderungen im Bauablauf darstellt und solche Veränderungen insofern nahezu unvermeidbar sind.

(…)

Fazit:

Aufgrund der Komplexität von Bauprojekten sind Veränderungen gegenüber der ursprünglichen Planung während der Projektabwicklung nahezu unausweichlich und somit eher der Regelfall als eine Ausnahmeerscheinung. Naheliegend ist auch, dass mit wachsender Komplexität eines Projektes, die Wahrscheinlichkeit von Veränderungen während des Projektverlaufs gegenüber der ursprünglichen Planung steigt.

In jedem Fall sind die Veränderungen in das ohnehin schon komplexe System des Bauprojektes zu integrieren. Wenn mit den vorbeschriebenen Veränderungen gegenüber der Planung auch Veränderungen im Bauablauf (bzw. im Baubetrieb) einhergehen, wird das auslösende Ereignis als „Bauablaufstörung bzw. Baubehinderung“ (oder auch „Planungsstörung bzw. Planungsbehinderung“) bezeichnet.

Die Auswirkungen der Störungen können z.B. die verwendeten Bauverfahren, den aufzubringenden Aufwand zur Bewältigung der Bauaufgabe, die einzusetzenden Kapazitäten (Arbeitszeiten, Personal-, Geräte- und Materialeinsatz) sowie die voraussichtlichen Ausführungs- bzw. Fertigstellungstermine betreffen.

Infolge der Komplexität des Bauablaufs, der Störungen sowie deren Auswirkungen sind Ursachen von Bauablaufstörungen und insbesondere die Dimension der hieraus resultierenden terminlichen sowie wirtschaftlichen Abweichungen gegenüber der ursprünglichen Planung sind selbst für die Beteiligten häufig schwer nachzuvollziehen.
Die Bewertung sowie die nachvollziehbare Darstellung solcher Störungen und deren Ursachen, der hiermit einhergehenden Auswirkungen auf Projekt- und Unternehmensebene sowie der daraus resultierenden (terminlichen und wirtschaftlichen) Ansprüche steht im Fokus der baubetrieblichen Bearbeitung von Bauprojekten.

(…)

Inhaltsübersicht:

1 Einleitung
2 Das Prinzip der baubetrieblichen Bearbeitung
2.1 Grundlagen der baubetrieblichen Bearbeitung
2.2 Die Bewertung des Vertrages
2.3 Die Bewertung des Anspruchsgrundes
2.4 Die Bewertung der Anspruchshöhe
3 Die Bedeutung der Dokumentation
3.1 Konzeption
3.2 Planungsphase
3.3 Phase der Ausschreibung und Vergabe
3.4 Ausführungsphase
3.5 Abrechnung/ Schlussrechnung
3.6 Gewährleistungsphase
3.7 Nutzungsphase
3.8 Rückbau
4 Zusammenfassung / Fazit

 

Veröffentlichung: 3. Auflage 2019

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